Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen. Das Kopfsteinpflaster und die Hausmauern der Altstadt strahlen aber weiterhin ihre Wärme ab. Von Abkühlung kann nicht die Rede sein. Entferntes Donnergrollen lässt auf erfrischenden Niederschlag hoffen, doch man weiss eigentlich jetzt schon, dass das Gewitter an Chur vorbeiziehen wird. Es ist Sommer, es ist heiss, es ist Zeit für einen erfrischenden Drink! Mit sechs sommerlichen Cocktailempfehlungen ist die Barkarte der Werkstatt gerüstet für 30 Grad im Schatten und karibische Tagträume. Eine kurze Übersicht erhältst du hier, oder natürlich gemütlich nippend auf der Werkstatt Terrasse.
Eine Piña Colada hat den Weg auf die Karte gefunden. Ein umstrittener Drink, der schon manches Mal in der Werkstatt bestellt wurde und schon manches Mal nicht kredenzt wurde. Eine Piña Colada gehört in die Karibik, dorthin wo Kokosnuss und Ananas auf dem Weg in die Bar gleich selbst gepflückt werden können. So zumindest unsere Auffassung. Denn eine gute Piña Colada bedarf dreierlei – eines guten Rums, guten Kokosmarks (oder Coconut Cream) und einer reifen Ananas. Das mit dem Rum bekommen wir natürlich problemlos hin. Wenn man sich auf die Coconut Cream beschränkt, dann ist das sicherlich auch noch möglich, aber bei der frischen, reifen Ananas wird es schwierig mit der Qualität. Nicht ausser Acht zu lassen ist natürlich das gebührende Setting und da wir nun mal keine Strandbar in der Karibik sind, können wir eure gustatorische Wahrnehmung nicht mittels weissen Sandstränden trüben. Das bringt uns zum Fazit – eine Piña Colada im Original ist nicht machbar, oder eine Enttäuschung. Nun könnte man weiter ins Detail gehen und sich mit dem Champagne Piña Colada aus der Coupette Bar in London auseinandersetzen oder Jörg Meyers Ansatz erläutern, oder sich nochmal grundsätzlich hintersinnen und der Frage nachgehen was darf man denn alles noch Piña Colada nennen? Doch keine Angst, wir liefern hier den Shortcut.
Ja, wir haben es gewagt eine Piña Colada auf die Karte zu nehmen und nein, sie ist nicht das süsse Strandgetränk geworden, das der Name gemeingängig evoziert. Wir haben uns inspirieren lassen von der Variante der Coupette Bar, verwenden aber Prosecco statt Champagner (damit das Ganze auch erschwinglich bleibt) und dekorieren mit einem Ananas-Kokos-Espuma. Beim Rum lassen wir uns natürlich nicht lumpen und verwenden für die richtige Balance gleich drei Stück. Einerseits von Plantation einen mit Ananas infusierten karibischen Rum-Blend, dazu gesellt sich Aluna Coconut, ein heller Rum, der mit Kokoswasser vermählt wurde und für den nötigen Punch gibt’s noch einen Gutsch vom guten alten J.M. Agricole aus Martinique hinterher. Das Ergebnis ist ein kräftiger, sommerlicher Drink, der dank des Schaumweins und des Espumas trotzdem Leichtigkeit versprüht und mit seiner Geschmackspalette natürlich an eine Piña Colada erinnert – but it’s not!
Mit dem Glory Morning Fizz hat es uns ein absoluter Klassiker der Barkultur angetan und wir servieren ihn euch natürlich auch sehr gerne an einem glorreichen Abend. Er ist ein weitere Cocktail, der in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft zum Anachronismus geworden ist. Zum Frühstück Bloody Marys hinter die Binde kippen, gegen den Kater einen Corps Reviver No.2 und vor dem Mittagessen ein, zwei Dry Martinis, wirkt wahrlich etwas aus der Zeit gefallen. Man mag ja gestehen, dass dies auch seine guten Seiten hat, wenn man bloss mal die schiere Menge an Alkohol in Betracht zieht. Jedenfalls präsentieren wir stolz unsere hauseigene Adaption eines Morning Glory Fizz, die sehr nahe an den gängigen Rezepturen ist, aber ihre Süffigkeit durch die Beigabe von Wild Turkey Bourbon erhält, der die beiden verwendeten Single Malts ausbalanciert.
Auch über die restlichen vier Cocktails liesse sich das eine oder andere erzählen, doch wir halten uns lieber an das Motto: «Probieren geht über Studieren». Also kommt vorbei, bestellt etwas kleines zu Essen und lasst euch mit unseren Cocktails zu Tagträumen hinreissen, die euch das Meer ein Stückchen näher bringen. Salud!
